Heute steht also der zweite richtige Tag in New York an. Und geplant ist die erste Tour, mit der die Stadt (oder besser: der kleine Teil Manhattan) zu Fuß erkundet werden soll. All in one Downtown ist angesagt und verspricht sechs Stunden geballte Infos über diesen verrückten Stadtteil, der vollgepackt ist mit unglaublich vielen bekannten und weniger bekannten Sehenswürdigkeiten.
Los geht es kurz nach zehn direkt in der Wall Street an der Statue George Washingstons vor der Federall Hall. Wir sind eine bunt gemischte Gruppe aus verschiedenen Teilen der Welt. Neben Schland ist Europa vertreten mit Irland und England. Außerdem dabei ist Ilinois, Texas und Kalifornien. Später treffe ich auch noch Kolumbien. Den wohl komortabelsten Anreiseweg hatte allerdings wohl Ruth aus Staten Island, New York.
Wir bewegen uns zunächst im Financial District der Stadt hin und her. Hier sitzen also die ganzen bekannten bösen Unternehmen und Institutionen. JP Morgan, NY Stock Exchange, Standard & Poors und wie sie alle heißen. Neben diesen Namen gibt es aber auch einige interessanste architektonische Details zu erkennen. Unter anderem enorm viele Hochhäuser mit Konsolen, auf denen kleine Skulpturen thronen. Viele Gebäude orientieren sich an griechischer und römischer Baukunst und es fällt auf, dass gerade Banken viel mit göttlichen Symbolen hantieren. Soviel zum Thema Kapitalismus und Religion. Auf unserer Tour ist auch der berühmte Bulle, das Wahrzeichen der NYSE.
Und wo die Wall Street ist, ist natürlich auch der Zuccotti Park nicht weit. Hier hat also Occupy Wall Street seinen Anfang genommen. Zwei Dinge fallen auf. Erstens: Komischer Park, das ist ja alles zubetoniert hier mit ein, zwei Bäumen dazwischen (ein bisschen wie der Campus unserer geliebten Leipziger Uni). Da hätte man sich tatsächlich ein schöneres Plätzchen zum Campieren aussuchen können. Aber gezählt hat ja die Nähe zur Wall Street. Zweitens: Irgenwo mussten die Besetzer_innen essen. Und wo haben sie das getan? Richtig, direkt in der Nähe bei Burger King, McDonalds und Starbucks. Das waren übrigens die drei Läden in der Nähe, die am traurigsten waren, als die Besetzung zu Ende war…
Wir beenden unseren Aufenthalt im Financial District mit einem kurzen Besuch der World Trade Center Area. Hier befindet sich sowohl das Memorial als auch die Baustelle zum Neubau des WTC. Außerdem St. Pauls Chapel, in der die helfende Hände nach 9/11 mit Schlafgelegenheiten, Essen, Trinken und Seelsorge versorgt wurden. Hier gibt es eine Ausstellung zu den Post-9/11-Aktivitäten. Definitiv einen Besuch wert, beeindruckend und nahe gehend.
Danach geht es rein in die U-Bahn und wir kommen nach nur zwei Haltestellen an einem ganz anderen Ort raus. Immer noch Manhattan aber der Charakter der Stadt hat sich vollkommen verändert. Statt Hochhäusern, Banken und Boutiquen sehen wir kleinere Viergeschosser mit typischer New Yorer Fassade: Feuerleitern und Balkons. Wir sind mitten drin in Little Italy, Schauplatz illustrer Geschichten wie dem Paten oder Gangs of New York. Hier befindet sich die Polizeistation, in deren Hinterhof zu Zeiten der Prohibition der Alkoholhandel geblüht hat. Hier reiht sich der kleine Käseladen in dritter Generation an den Tourishop in erster. Eine bunte Mischung, in der das Leben pulsiert. Und zwar ganz anders als im Financial District.
Direkt an Little Italy schließt sich Chinatown an. Hier fällt einem sofort der intensive Geruch auf. Fischladen folgt auf Fischladen folgt auf Fischladen. Und wir reden hier nicht von abgepackten Fisch aus der Dose. Nein, in Chinatown gibt es den Fisch so frisch, dass man seine Finger besser nicht in die Tüte mit Krabben tun sollte. Denn die leben noch.
Einige weitere Highlights auf der Tour sind Greenwich Village, der Washington Square Park mit seinen Schachspieler_innen sowie Soho mit dem Cast Iron District. Wie wir gelernt haben, ist der große Vorteil an Gußeisen, dass man an nach Stein aussehenden Säulen Magnete befestigen kann.
Unsere Tour beendet haben wir dann in Chelsea. Dort gab es noch die ehemealige Hochbahnstrecke zu sehen, die gebaut wurde, um die Anzahl überfahrener Leute auf dem vollgepackten Marktplatz zu verringern. Interessanterweise führt die Bahn nicht nur um einige Gebäude herum sondern auch direkt durch einige hindurch. Da bleibt natürlich die Frage offen, wie es sich in so einem Gebäude gelebt hat. Die letzte Attraktion war das Hogs & Heifers, eine Bar im Stil von Coyote Ugly. Get a beer or get out. Ich glaube, die wird in den nächsten Tagen mal aufgesucht…
Zurück im Hostel ist erst mal kurz Ausruhen angesagt. Gleich gibt es noch ein bisschen Socialising bei einer Comedy Show im Hostel. Mal schauen, was das wird. Und morgen geht es dann gleich weiter mit der Lower Manhattan Tour!
Schreibe einen Kommentar