Romeo und Julia – Liebt euch doch

Die zeitlose Geschichte von William Shakespeare – wer kennt sie nicht. Hunderte Male erzählt und adaptiert, in etlichen Hollywood-Filmen als Theaterstück, bei dem das hässliche Entlein und der schöne Schwan zusammenfinden, enthalten, inzwischen auch als eigener (nebenbei: sehr guter) Film erhältlich und als Musical adaptiert. Und nun auch in einer Inszenierung des neu gegründeten Leipziger Studententheaters in der moritzbastei am 30.01.2012.

Die Handlung

Die Handlung nur im Schnelldurchlauf, denn sie sollte bekannt sein: Wir befinden uns in der italienischen Stadt Verona, in der zwei verfeindete Familien – Montague und Capulet – sich gegenüberstehen. Jegliche Begegnung von Vertretern beider Familien endet im handfesten Streit. Unsere beiden Protagonisten sind natürlich auch Mitglieder der Familien; Romeo ein Montague und Julia eine Capulet. Während Romeo unglücklich in Rosalinde verliebt ist, hält der junge Prinz Paris bei Julias Vater um ihre Hand an. Julias Vater ist nicht ganz überzeugt und so sollen sich Julia und Paris bei einem Maskenball im Hause Capulet kennen lernen. Benvolio (ein Freund Romeos) überredet ihn, mit zu diesem das Fest zu besuchen, um seinen Kummer über Rosalinde zu vergessen.

Kaum auf dem Fest, sehen der maskierte Romeo und die maskierte Julia sich. Und so beginnt die Liebe auf den ersten Blick. Beide Liebenden wissen zunächst nicht, dass sie aus verfeindeten Familien stammen und erfahren davon erst im Laufe des Abends. Trotzdem schmieden beide den Plan, sich von Pfarrer Lorenzo vermählen zu lassen.

Nach der Vermählung treffen Mercutio (ein Freund Romeos) und Tybalt (Julias Vetter) aufeinander. Romeo will dazwischen gehen und Frieden stiften, doch Tybalt nutzt dies aus, um Mercutio zu töten. Rasend vor Wut tötet Romeo Tybalt und wird daraufhin aus Verona verbannt. Währenddessen erklärt sich Julias Vater mit Vermählung zwischen ihr und Paris einverstanden.

Julia eilt in ihrer Verzweiflung zu Pfarrer Lorenzo, der ihr ein Mittel überlässt, welches sie tot erscheinen lässt. Nach ihrer Beerdigung soll Romeo Julia aus dem Grab befreien, so dass die Liebenden Verona gemeinsam verlassen können. Die Nachricht für Romeo kann allerdings nicht zugestellt werden und so glaubt er, Julia sei tot. Er macht sich also auf den Weg nach Verona, um neben ihr zu sterben. Vor dem Grab trifft er auf Paris, beide geraten aneinander und Romeo tötet schließlich Paris. Nach einem letzten Blick auf Julia nimmt er ein tödliches Gift. Kurz darauf wacht Julia auf und sieht den toten Romeo. Mit seinem Dolch bringt auch sie sich um und das Stück endet mit der Versöhnung zwischen Montague und Capulet.

Das Stück

Romeo und Julia als Stück ist sicherlich wohlbekannt und jede_r macht sich eigene Vorstellungen davon, wie es umgesetzt werden soll. Dies ist eine der Schwierigkeiten, die sich ergeben, wenn das Stück aufgeführt wird. Auf der anderen Seite steht noch die Vorhersehbarkeit – der Inhalt und das Ende ist bekannt. Aus diesem Grund ist die Leistung der Schauspieler_innen umso bedeutender. Auch und gerade, wenn man als Studententheater den Anspruch hat „vergangenes emotionales, geschlossenes, verständliches Theater wieder hervorzuholen“ (Lukas Rosenhagen, Regie). Nun also zur Aufführung in der moritzbastei, die dritte Veranstaltung des noch jungen Studententheaters, das seinen Einstand am 27. und 28. Januar im Werk II gab.

Die Erwartungshaltung war also, ein Stück zu sehen, das sich an den Vorgaben Shakespeares orientiert, nicht allzu viele eigene Ideen einbringt und auch keine großartigen Experimente wagt. Kurzum: klassisches Theater mit klaren Rollen und klarer Handlung. Und man kann schon sagen, dass diese Erwartungshaltung auf jeden Fall erfüllt wurde. Rosenhagens Darsteller_innen bringen Romeo und Julia so auf die Bühne, wie es sich Shakespeare gedacht haben könnte.

Um den Fokus auch wirklich auf die Darsteller_innen zu setzen, wird auf einer spartanisch eingerichteten Bühne gespielt, die anfangs an diverse Off-Theater erinnert. Auf dieser Bühne entfaltet sich dann im Laufe des Abends ein Stück, welches trotz des bekannten Stoffs an manchen Stellen überraschen kann. Dies liegt vor allem an den beiden Hauptdarstellerinnen Julia Truxa in der Rolle der Julia und Eva Hintermaier in der Rolle des Romeo. Beide überzeugen durch gekonntes Mienenspiel, welches durch die Nähe der Zuschauer_innen zur Bühne gut übertragen werden kann, und nicht übertrieben oder künstlich wirkt. Beide können das Publikum von Beginn an fesseln und lassen auch im Laufe des Stücks nicht nach.

Doch auch der Rest des Ensembles braucht sich nicht zu verstecken und kann (mit einigen Abstrichen) überzeugen. Hier ist Rosenhagen mit Eva Reinhold in der Rolle der Amme und als Montague ein Glücksgriff gelungen, da sie die Amme genau so verkörpert, wie ich sie mir anhand der literarischen Vorlage vorstelle. Maximilian Eisenacher findet als Lorenzo einen guten Mittelweg zwischen ironischer Spielweise und dem Ernst und der Wichtigkeit seiner Rolle. Bei ihm stellt sich die Nähe des Publikums zur Bühne besonders positiv dar, da sich die kleinen Gesten nur so vollständig entfalten können.

Einige Abstriche müssen allerdings an der Darstellung des Lasse Pook als Capulet gemacht werden. Sorgt das affektierte Auftreten zunächst für einige Lacher, wirkt es doch mindestens mit dem dritten oder vierten Auftritt nur noch übertrieben. Mir ist natürlich nicht bekannt, ob Rosenhagen die Rolle so definiert oder ob Pook sie so interpretiert hat – an dieser Stelle wäre weniger allerdings tatsächlich mehr gewesen. Zumal Capulet neben Montague der mächtigste Mann Veronas ist und daher dieses implizit unterwürfige Verhalten (insbesondere gegenüber Paris) meiner Meinung nach nicht wirklich nötig hat. Ganz anders stellt sich Pook dagegen in der Rolle des Tybalt dar, in der er weitaus mehr überzeugen kann. Das lässt hoffen, dass es nicht an schauspielerischer Qualität mangelt sondern Rosenhagen den Capulet entsprechend definiert hat.

Zusammenfassend kann man dem neu gegründeten Studententheater allerdings zu seinem gelungenen Einstand gratulieren. Auch das Publikum zeigte sich nach Ende der Vorstellung überzeugt von der Leistung der Schauspieler_innen. Die Interpretation Rosenhagens ist auf allgemeine Gegenliebe gestoßen, was sich auch in Diskussionen nach dem Stück widergespiegelt hat. So lässt sich dem Studententheater auch für die nächsten Stücke ein ebenso gutes Händchen und engagierte Schauspieler_innen wünschen.

Die Schauspieler_innen in der Kurzkritik

  • Julia (Julia Truxa) … emotional, freudig, depressiv, die Bandbreite der Gefühle von Shakespeares Julia treffend
  • Romeo (Eva Hintermaier) … fast noch einen Tick besser als die Rolle der Julia
  • Amme / Montague / Marcus (Eva Reinhold) … perfekt besetzt, tolles Spiel mit einer Prise Selbstironie
  • Lorenzo / Tybalt (Maximilian Eisenacher) … als Lorenzo schönes Mienenspiel als Tybalt etwas unauffällig
  • Capulet / Mercutio (Lasse Pook) … Overacting als Capulet, das anfangs die Lacher bringt aber im Laufe des Spiels doch etwas zu bemüht wirkt
  • Escala / Benvolio (Sabrina Viereckel) … gutes, unaufgeregtes Spiel
  • Paris / Briefbote (Elsa Adolphi) … spielt den Paris als eitlen Geck, allerdings kommt mir die echte Liebe zur Julia etwas zu wenig rüber

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